Valerie_Solanas©Constanze_Guhr

Patrick Findeis VALERIE. A BEAUTIFUL FUCK-UP

Mit: Bibiana Beglau, Jens Wawrczeck, Aenne Schwarz, Felix Kramer, Sascha Geršak, Mina Tander, Wolfgang Michael
Komposition: TARWATER und als Gast SCHNEIDER TM
Ton & Technik: Daniel Senger & Sonja Röder
Länge: 62:33 min (Short-Cut: 54:07 min)
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SüdWestRundfunk 2022

 

JEMAND: Ich brauche ein Wunder! Ich brauche ein Wunder!

Sie hatte den Mut, das ganz Andere zu denken: Die amerikanische Frauenrechtlerin Valerie Solanas verfasste das radikalste feministische Manifest weltweit. »SCUM«, so sein Titel, bedeutet einerseits so viel wie »Abschaum« und ist andererseits die Abkürzung für »Society for Cutting Up Men«, »Gesellschaft zur Vernichtung von Männern«. Solanas gibt darin den Männern die Schuld an den Übeln der Welt. Zugleich schreibt sie durchdacht, schlagfertig und komisch. Berüchtigt wurde sie durch ihr Attentat auf Andy Warhol. Am 3. Juni 1968 schoss sie dreimal, traf einmal und verletzte Warhol schwer.
Geprägt von einem zerrütteten Elternhaus und sexuellem Missbrauch durch den Vater, ging Solanas ab 1954 aufs College und machte im Mu der Ära Eisenhower 1958 ihr Psychologie-Diplom. Ab den späten 1960er Jahren lebte sie im New Yorker Greenwich Village, häufig ohne ein Dach über dem Kopf zu haben. Als Außenseiterin war sie Gast in Warhols Factory und erhoffte sich von ihm, dass er ihr Theaterstück »Up Your Ass« produzieren würde. Doch das einzige Exemplar des Skripts verschwand – und Valerie war überzeugt, Warhol hätte es ihr gestohlen. Auch witterte sie eine Verschwörung zwischen ihm und dem Underground-Literatur-Verleger Maurice Girodias, dem sie die Rechte am »SCUM-Manifest« verkauft hatte. Der nutzte den Skandal, um »SCUM« zu veröffentlichen, während Valerie Solanas zu drei Jahren Haft verurteilt wurde.
In den späten 1970er Jahren lebte sie wieder auf der Straße. Sie starb ein Jahr nach Andy Warhol in einem Obdachlosenheim in San Francisco. Patrick Findeis’ Hörspiel ist eine Annäherung.
 

Abrechnung in 44 Zigaretten

„Weder verteufelt Findeis diese nervtötende und doch immer wieder sympathische Figur, noch glorifiziert oder pathologisiert er sie. Mitleidlos wie sie selbst montiert er die Texte, die zur Musik von Tarwater und Schneider TM einen aggressiven und doch geschmeidigen Drive entwickeln. Mit der Stimme Bibiana Beglaus gelingt das perfekt: Vom Leder ziehend und dreckig lachend wie ein Bierkutscher, heiser und schlagfertig, haut Beglau die dumpfsten Schimpfwörter wie die klügsten Analysen heraus, spricht wie im Suff, um im nächsten Augenblick so glasklar und überzeugend zu argumentieren, dass der Wahnsinn dann doch eher der Welt zu bescheinigen ist, in die sich diese vergeblich sich Abkämpfende verirrt hat.“
(Cosima Lutz, epd medien, 01.07.2022)

„Wir lernen das spannende und tragische Leben der Künstlerin Valerie Solanas kennen. Geschrieben hat das Stück der Schriftsteller Patrick Findeis. Er hat unter anderem den Roman „Kein schöner Land“ verfasst, aber auch viele Hörspiele und dieses ist besonders beeindruckend – und gut inszeniert von Regisseur Kai Grehn.“
(Radio Bremen, 29. Juli 2022)

www.tarwater.de
www.schneidertm.net