
SCHWEBENDE BRÜCKEN
Mit: Anne Ratte-Polle & Manuel Harder
Ton & Technik: Daniel Senger & Sonja Röder
Länge: 84:30 min
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SüdWestRundfunk 2025
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FRAU: Trauern mit Kindern ist eine Angelegenheit für den Feierabend, der nie kommt.
Ein Sonntag am See. Eine Frau sitzt am Ufer und hält ihre beiden kleinen Kinder im Arm. Was eine Wochenend-Idylle sein sollte, kippt ins Gegenteil. Das Segelboot ist gekentert, der Vater wird vermisst. In diesem harmlosen Badesee kann er doch unmöglich ertrunken sein. Sicher taucht er wieder auf und wird über die Angst seiner Frau lächeln. Während der Rettungshubschrauber über ihr kreist, erinnert sich die Erzählerin an ihr Leben mit diesem Mann, ihrem Gegenpart in einer bewegten Ehe.
Maike Wetzel erzählt davon, was es bedeutet, langsam das Unfassbare anzunehmen, zu erkennen und zuzulassen und dabei als Mutter zweier Kinder weiterhin funktionieren zu müssen. In ihrer Autofiktion fügt sich Zerbrochenes allmählich wieder zusammen, der persönliche Wiederaufbau nach der Katastrophe beginnt.
EIN GEKENTERTES LEBEN
„Grehn und Ratte-Polle machen hörbar, wie eine Frau implodiert. Ziemlich geräuschlos, für Außenstehende womöglich kaum wahrnehmbar. Aber die Hörerinnen und Hörer von „Schwebende Brücken“ sind, wenn man so will: Innenstehende. Haben Zugang zu den Gedanken, den inneren Monologen, den an sich selbst gerichteten Sätzen (…)
Es gibt Phasen, in denen die Frau somnambul wirkt, dann wieder ist sie sehr klar. Der Titel „Schwebende Brücken“ beschreibt ihren Zustand treffend: Die Frau steht durchaus mit beiden Beinen auf dem Boden – aber der selbst ruht nicht auf festem Grund. Und auf dieser schwankenden Basis muss sich das Unfassbare in etwas für sie Fassbares verwandeln. Diesen Prozess der Bewusstwerdung, der Akzeptanz des Nicht-Akzeptierbaren, schildert Kai Grehn mit großem Gespür für Tonalität und Timing in dieser Romanadaption.“
(Stefan Fischer, Süddeutsche Zeitung, 04.04.2025)