ballade narayama

Shichirō Fukazawa DIE BALLADE VON NARAYAMA

Ein Musical-Melodram

In der Übersetzung von Klaudia Rheinhold
Mit: Almut Zilcher, Manuel Harder, Jule Böwe, Heinz Josef Braun, Vincent Leittersdorf, Claudia Graue, Christopher Nell, Marcus Melzwig, Lion-Russell Baumann, Jannik Görger, Clara-Luise Bauer
Gesangskomposition & Gesang: Muttis Kinder
Ton & Technik: Daniel Senger, Jean Szymczak & Sonja Röder
Länge: 93:23 min
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Hörspielbearbeitung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SüdWestRundfunk 2024
 

TERU-YAN: Auf dem Narayama wohnt ein Gott. Alle, die zum Narayama gegangen sind, haben ihn gesehen, weshalb es niemanden gibt, der daran zweifelt.

In einem abgelegenen Dorf im japanischen Hochland, am Fuß des heiligen Berges Narayama: die archaische Natur beherrscht das Leben, ständige Nahrungsknappheit die Sitten und Gebräuche der Dorfbewohner. Diebstahl von Lebensmitteln gilt als Kapitalverbrechen, späte Hochzeiten sollen die Zahl der Esser niedrig halten, überzählige Neugeborene werden getötet, denn die Sicherheit und das Wohl der Familie steht an erster Stelle.
So auch für die 69-jährige O Rin, die sich unentwegt um das Glück ihrer drei Enkelkinder und ihres Sohnes Tatsuhei sorgt. Noch vor Ende des Jahres muss sie ihm eine neue Frau finden. Beginnt erst der Winter, wird sie keine Gelegenheit mehr dazu haben. Denn die Traditionen gebieten, dass sich die Alten mit siebzig auf eine Pilgerreise begeben, von der sie nicht zurückkehren.
Die Erzählung aus dem Jahr 1956 beruht auf einer urbanen Legende, die beschreibt, wie Gesellschaften in Zeiten einer Hungersnot ihre ältesten oder jüngsten Mitglieder sterben ließen, um das Überleben der Gruppe zu sichern. Die Geschichten darüber wurden so populär, dass sie im Japanischen zu einem eigenen Genre wurden, “Ubasute” genannt, was wortwörtlich „Eine alte Frau zurücklassen“ heißt.

Tödlicher Zusammenhalt

“Japanische Musik ist mit unseren westlichen Begriffen nicht recht zu fassen. Dennoch trifft die Bezeichnung „Ballade“ die Grundstimmung dieser Hörspiel-Inszenierung von Kai Grehn ganz gut. Wer schon einmal mit traditionellen japanischen, sehr strengen Theaterformen konfrontiert worden ist, erkennt überdies sowohl in der Musik als auch im Textvortrag womöglich ästhetische Parallelen. Grehn greift all das auf – der Autor Shichirō Fukazawa hatte für seinen in den Fünfzigerjahren erschienenen Text selbst Musikstücke komponiert –, er möchte, dass das Fremde fremd bleibt und nicht einfach in unsere kulturellen Kontexte verpflanzt wird.“
(Stefan Fischer, Süddeutsche Zeitung, 15.06.2024)

 
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