sehnsucht tagebuch

Camillo Boito SEHNSUCHT

Hörspiel nach der gleichnamigen Novelle

Aus dem Italienischen von Bettina Kienlechner
Mit: Marie-Lou Sellem, Michael Steinocher, Hanna Plaß, Andreas Leupold, Markus Michalski, Robert Atzlinger, Peer Oscar Musinowski, Ferdinand Lehmann, Rahel Ohm
Ton & Technik: Burkhard Pitzer-Landeck & Anke Schlipf
Regieassistenz: Constanze Renner
Länge: 60:35 min (Short-Cut: 53:18 min)
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Hörspielbearbeitung und Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SüdWestRundfunk 2018
 

CONTESSA LIVIA: Und stets suche und reize ich die Risse der unverheilten Wunde.

›Sehnsucht‹ – erstmals 1883 erschienen – erzählt vor dem Hintergrund des italienischen Befreiungskrieges gegen Österreich von Begehren, Verrat und Rache. Die 39-jährige Contessa Livia Serpieri blickt auf ihre vor 16 Jahren gescheiterte Liebe zurück. Mit dem schönen Remigio, einem österreichisch-ungarischen Offizier, hat sie ihren Mann, der ihr Großvater sein könnte, bereits während der Hochzeitsreise in Venedig betrogen. „Stark, schön, pervers, feig – er gefiel mir.“ Als Remigio nach Verona versetzt wird und sich nur noch meldet, wenn er Geld braucht, wittert Livia Verrat – und begibt sich auf eine gleichermaßen schmerz- wie lustvolle Reise in die tiefsten menschlichen Abgründe.
„Einzig die zu berechnendem Kalkül fähige Emma Bovary könnte ihr das Wasser reichen. Alle anderen, Ana, Luísa, Effi, Anna sind Lämmlein gegen diese radikal selbstbezogene, wölfische Italienerin. Eine vergleichbare Frauenfigur findet sich kaum in der Geschichte der bürgerlichen Erzählliteratur; eher im Film noir des 20. Jahrhunderts, der schwarze Seelen in verführerische Frauenkörper senkte, oder in einem berühmten Briefroman des 18. Jahrhunderts, den ‚Gefährlichen Liebschaften‘ von Choderlos de Laclos.“ (Ursula März im Nachwort der deutschen Buchausgabe)