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Kai Grehn GAIA 125

Sprecher: Ernst Meincke, Detlef Bierstedt, Ana Fonell, Sven Plate, Charles Rettinghaus, sowie Grigori Kofman & Maxim Kovalevski
Sounds: alva noto
Technische Realisation: Z.A.P. und Bo Kondren
Mischung im LoFi-Studio
Länge: 41 min
Regie: Kai Grehn
Eine G.A.I.A.-Autorenproduktion 1999/ 2019
Doppel-Vinyl + MP3-DL bei Major Label 2019 | 19,50 Euro | ISBN 978-3-945715-05-5

  • Nominierung Grand Prix Nova 2020 (Drama Category)
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    PICARD: Während Sie Ihre Aufmerksamkeit auf meine Stimme richten, versuchen Sie zu verstehen, was es bedeutet, wenn jemand sagt: SCHLIESSEN SIE JETZT DIE AUGEN! Sobald sie die Augen schließen und sich langsam entspannen, werden sie meine Stimme hören, die einen Countdown einzählt von der Zahl Zehn bis zur Zahl Null. Bei Null werden sie sich in den Tiefen des Weltalls befinden, in einer kosmischen Umlaufbahn 300 Kilometer über der Erde. Ich beginne den Countdown einzuzählen…

    „GAIA 125 (,,Gaia“ = „Erde“; hier auch als Abkürzung für „Gagarins Aufbruch ins All“) thematisiert den ersten bemannten Flug im Weltraum, genauer, in 307 Kilometern Höhe. Der Kosmonaut war der damals gerade 26jährige Juri Gagarin. Gagarins Dialoge mit dem Kormmandobunker sind dokumentiert. Sein Warten auf den Start, die Reflexionen des Körpergefühls und technischer Abläufe. Kai Grehn hat sie Auszugsweise verwendet, wie auch spätere Reisebeschreibungen anderer Weltraumflieger aus aller Welt. Deren Kommentare sind gepaart mit einem gewandelten Bewußtsein für den Ort, den einige mit engem Nationalgefühl verließen und zu dem sie nach ihrer Rückkehr ein grenzenloses Verhältnis hatten – pathoslos subsummiert unter der Bezeichnung “Heimatplanet Erde”. Als Hörer hat man daran teil und bemerkt staunend die Veränderungen der eigenen Wahrnehmung.
    Klanglich operiert Grehn mit einem abstrakt gehaltenen, aber dennoch illustrativen Sound, den Carsten Nicolai für „GAIA 125“ generiert hat. Und formal wählte der Autor das Stilmittel des leitmotivisch eingesetzten Countdowns, der in meditativem Gestus den Hörer immer wieder neu anzählt und damit erneut seine Aufmerksamkeit bindet. Der Countdown als Gang zu einer Tür, die man zum Raum hin aufstößt, um von Außen her zurückzuschauen.
    Die für die Produktion gewählte Nähe der Sprecher zum Mikrophon steigert die Intensität des Gesagten noch und verlangsamt den Fluß des Geschehens. Alles haftet dabei am Hörsinn und der Hörende selbst scheint an der Wiederbelebung des Gagarinfluges anzudocken. Und wenn dann die deutsche Synchronstimme des Enterprice-Kapitäns Jean-Luc Picard verkündet: „Bei Null werden sie sich in den Tiefen des Weltalls befinden.“, gibt es keinen Grund, daran zu zweifeln.“
    (Andreas Hagelüken, RBB „Internationale Radiokunst“, 19.10.2001)

    Schwerelose Hörkunst

    „GAIA 125 hat Kai Grehn sein Stück benannt, das nun, 20 Jahre nach seinem Entstehen, in limitierter Auflage und mit sehr schön gestaltetem Cover als Doppel-LP erschienen ist. Warum jetzt? Und warum ausgerechnet auf Platte?
    Klimawandel und der Raubbau an endlichen Ressourcen sind die Themen unserer Zeit. GAIA 125 gibt keine konkrete Antwort darauf, aber lädt zu einer sinnlichen Reise durchs All ein und führt dabei auf denkbar eindringliche Weise die Schönheit und Zerbrechlichkeit unseres Planeten vor Augen. Die sich drehende, zerbrechliche Platte wird zum zweidimensionalen Symbol der in der Unendlichkeit kreisenden Erde.

    (BR Hörbuch der Woche, 18.10.2019)

    „Zeit und Raum verschmelzen in dieser akustischen Raumfahrt. GAIA 125 ist eine Art autogenes Hörspiel, eine Erkundung des Weltraums über die bloße Vorstellungskraft des Zuhörers. In nur 40 Minuten, wie in einer spiritistischen Séance, befördert uns dieses Hörspiel in die Unendlichkeit des Weltalls auf den Spuren Juri Gagarins, des ersten Menschen im Kosmos.“
    (Andi Hörmann, Deutschlandfunk Kultur, 21.10.2019)

    „GAIA 125 ist nicht einfach ein Hörspiel, nicht einfach eine Doppel-LP. In Ausstattung und Ausführung ist es ein Kunstwerk.“
    (Leonie Berger, SWR, 05.10.2019)

    „Das Hörspiel von Kai Grehn ist eine Meditation über die reine Weite des Weltalls und die zerbrechliche Schönheit der Erde. Besonders schön: Die Ausstattung der limitierten Schallplatte in edlem Gold und Blau mit Sternbild-Prägung: GAIA 125.“
    (BÜCHERmagazin, 20.11.2019)

    „Wer sich nach der ersten Platte und rund 40 Minuten Weltraumflug noch nicht vom All trennen mag, der kann auf der zweiten Platte noch im Kosmos verweilen. Während man auf Seite D eine ins farbige Vinyl geäzte Sternbild-Graphik bewundern kann, kann man sich auf Seite C die Sounds der Planeten unseres Sonnensystems zu Gemüte führen. Eine ausgeklügelte Sound-Installation, die einen zum Nachdenken und Schmunzeln anregt. Wussten Sie schon, wie der Neptun, die Venus oder die Sonne klingen?“
    (Annegret Arnold, BR2, 18.10.2019)

    „Grehn schafft eine akustische Illusion und führt zugleich den Bewusstseinswandel von Raumfahrern vor Augen, die nach ihrer Rückkehr nur noch vom „Heimatplanet Erde“ als Ganzem sprachen. Das Hörspiel versteht sich dabei nicht als sentimentaler Rückblick, sondern als zeitgemäße Mahnung zum umfassenden Schutz genau dieser, unser aller so fragilen Lebensgrundlage. Da ist es nur folgerichtig, dass jede Doppel-LP auch mit einem individuellen MP3-Download-Code versehen wurde und der Verkaufserlös an die 1987 von José Lutzenberger gegründete „Umweltstiftung Gaia“ geht.
    (Bernhardt Rengert, Märkische Oderzeitung, 12.01.2020)

    „Man folgt vor allem der zentralen, rattenfängerhaften Stimme bedenkenlos, die Gefahr und die Ausweglosigkeit dieses Trips zwar ahnend; doch wird beides überwölbt von der Klarheit der Gedanken, die keine Ablenkung erfahren, und von der Schönheit und Zartheit, mit der die ferne Erde beschrieben wird. So unerreichbar das All bleibt: „G.A.I.A. 125″ ist keine Science Fiction. Eher eine Meditation, gänzlich frei von esoterischem Kitsch.“
    (Stefan Fischer, Süddeutsche, 10.04.2006)

    „Das Radioakustik-Stück ,,Gaia 125″ (,,Gaia“ = „Erde“; hier auch als Abkürzung für „Gagarins Aufbruch ins All“) wurde 1999 als Autorenproduktion hergestellt und jetzt urgesendet. Grehn dehnt bereits den Countdown ins Kontemplative, weitet den anschließenden Raumflug ins Science-Fiktionale aus (…) Darüber hinaus geriet Kai Grehns Hörspiel auf besondere Weise zu einem Festgottesdienst auf Kosmonautisch, und das scheint eine zwingende Folge realen Erlebens im Weltall zu sein. Besonders auch von daher war es ein schönes, ein hörenswertes Stück.“
    (Waldemar Schmid, Funkkorrespondenz, 28.04.2006)

    www.alvanoto.de